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Vegane Lederimitate: Schön, funktional und nachhaltig

Die steigende Nachfrage sorgt für immer mehr Alternativen zu Produkten aus Echtleder

Ein schmutziges Geschäft

Leder gilt als hochwertiges Naturprodukt – bei Schuhen, Handtaschen und Accessoires ist es für viele Konsumenten das Material der Wahl. Doch die Lederproduktion verursacht viel Leid bei Tieren, Menschen und Umwelt. In erster Linie ist Leder Tierhaut – und anders als oft angenommen kein reines Abfallprodukt der Fleischindustrie, denn die Gewinnung ist äußerst profitabel. Leder wird in Massen produziert und zudem von den meisten Herstellern in Billiglohnländern eingekauft und verarbeitet. Massentierhaltung, Wasser- und Energieverbrauch sowie CO2-Ausstoß sorgen für eine schlechte Ökobilanz. Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern sowie Schäden für Umwelt und Gesundheit sprechen ebenfalls gegen die Verwendung von Leder.

Gefährliche Chemikalien

Das Gerben von einem Quadratmeter Leder verbraucht etwa 500 Liter Wasser, das während der Verarbeitung mit teils giftigen Chemikalien in Berührung kommt und später oft ungefiltert in umliegende Gewässer geleitet wird. Fast immer werden Chrom-III-Salze verwendet, aus denen bei unsachgemäßer Produktion das hochgiftige, allergene und krebserregende Chrom-VI (Chromat) entstehen kann. Fabrikarbeiter arbeiten also nicht nur unter erschreckenden Arbeitsbedingungen, sondern riskieren auch ihr Leben. Viele von ihnen schon in jungen Jahren, denn Kinderarbeit ist in der Lederproduktion weit verbreitet. Doch nicht nur Arbeiter, auch die Verbraucher erfahren den Chemiecocktail buchstäblich am eigenen Leib, denn die Verarbeitung hinterlässt Spuren. So fand die Stiftung Warentest im Jahr 2013 in jedem fünften Kinderschuh Rückstände von Chrom-VI. Andere Studien entdeckten in verschiedenen Markenschuhen Arsen, Blei, Quecksilber und das ebenfalls giftige Dimethylfumarat.

Neue Alternativen zu Echtleder

Bei dem Begriff Kunstleder entsteht unweigerlich der Gedanke an harte, nach Plastik riechende PVC-Ware – als nachhaltige Alternative zu Leder kommen diese Billigprodukte nicht infrage. Inzwischen gibt es jedoch sehr hochwertiges Kunstleder: Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen und tierleidfreien Materialien führt zu wachsender Kreativität bei der Entwicklung fairer und veganer „Leder“-Varianten. So wird das so genannte Piñatex aus Ananasblättern gewonnen, SnapPap ist eine Zellulose-Latex Mischung. Andere Hersteller verwenden Pilzleder aus dem Wurzelgeflecht von Pilzen, Korkleder, Blattleder oder „Appleskin“ – eine Mischung aus Apfelschalen und Polyurethan.

PU-Verbindungen: Täuschend echtes Imitat

Vor allem im High Fashion-Segment sind Kunstlederprodukte aus Polyurethan-Verbindungen sehr gefragt. Polyurethane (kurz PU) sind eine Gruppe von Kunststoffen, die Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Chemiker Otto Bayer entdeckt wurden. Seit den 40er Jahren ist PU, das schaumartig, in flüssiger Form oder als Gießharz vorkommt, ein äußerst beliebter Rohstoff in unterschiedlichsten Industriezweigen. Um den typischen Lederlook und eine möglichst ähnliche Haptik zu erzielen, arbeiten Modehersteller in der Regel mit Kombinationen aus PU und anderen Materialien. Das Berliner Start-up Jenah St. verwendet neben PU feine Mikrofasern, die Nähte bestehen zu 100 Prozent aus recycelten Plastikflaschen. Die Taschen sind feinporig, weich und flexibel und gemäß Kundentests nicht von Leder zu unterscheiden. Das Material ist leichter und kratzfester als Leder, wasserabweisend und resistent gegen Sonneneinstrahlung. Je nach Hersteller gibt es allerdings deutliche Qualitätsunterschiede bei Kunstleder.

Die Preisfrage

Dass Kunstleder generell günstiger sei als Echtleder, ist übrigens ein Mythos. Das PU-Lederimitat, das bei den Taschen von Jenah St. zum Einsatz kommt, kostet im Einkauf etwa doppelt so viel wie Echtleder. Gründe dafür sind die spezielle Zusammensetzung, die Verwendung von recyceltem Plastik und die transparente Herstellungsweise in Europa.

Der Nachhaltigkeitsvergleich

Beim Vergleich der Ökobilanz von Echtleder mit Kunstleder aus PU-Verbindungen schneidet das Imitat deutlich besser ab. Durch den Verzicht auf tierische Produkte verursacht die Produktion von synthetischem Leder nur etwa die Hälfte der CO2-Emissionen. Darüber hinaus sind Wasserverbrauch, Einsatz giftiger Chemikalien und Produktionsabfälle wesentlich geringer als bei Tierleder.

Auch im Vergleich zu PVC-beschichteten Geweben, die giftige Weichmacher enthalten, ist PU der klare Sieger. Für Fans von Leder also eine echte Alternative – ganz ohne Tierleid. Da das Imitat auch frei von anderen tierischen Materialien ist, wie beispielsweise Wolle, Filz, Seide oder tierische Kleber und Farbstoffe, sind die Produkte von Jenah St. auch für Veganer geeignet. Das verwendete Material ist zertifiziert durch PETA, EcoLabel, REACH und ISO 9001.

Polyurethan ist ein Kunststoff – und damit im Hinblick auf Nachhaltigkeit noch immer nicht ideal. Im Vergleich zu Echtleder ist es jedoch deutlich umwelt- und klimafreundlicher. Verbraucher setzen zudem ein Zeichen gegen die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern und müssen sich keine Sorgen über Chromat-Rückstände auf der Haut machen.

Das Fazit: Es geht auch anders

Auch für anspruchsvolle Lederfans bietet der Markt inzwischen hochwertige Imitate, die von Echtleder kaum noch zu unterschieden sind. Für schicke modische Statements muss kein Tier mehr sterben. Unter der Voraussetzung, dass Herstellung und Verarbeitung des Materials unter Einhaltung nachhaltiger Standards erfolgen, sind PU-Lederprodukte, wie von Jenah St. produziert, eine schöne und funktionale Alternative.

Wichtig ist es jedoch, beim Kauf genau hinzuschauen: Produktionsbedingungen, Transportwege, Vertriebsstrategie, Upcycling-Programme, soziales Engagement und größtmögliche Transparenz geben Hinweise darauf, wie ernst es dem Hersteller mit dem Thema Nachhaltigkeit wirklich ist.

Hier können Sie in das Vegan-Fashion-Startup Jenah St. investieren.

Quellen:

https://www.codecheck.info/news/Veganes-Leder-Was-fuer-Alternativen-gibt-es-224230
https://www.zeit.de/2011/18/GL-Lederherstellung
https://www.test.de/Chromat-in-Leder-Hohes-Allergierisiko-1617434-2617434/
https://www.albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung
https://www.vegan.co.at/veganes-leder/
https://www.harpersbazaar.de/nachhaltigkeit/veganes-leder

 

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